Der preiswerteste Preamp von Lehmannaudio ist bereits ein ausgewachsener HiFi-Profi mit überzeugend großformatigem Klang.
Vorteile
- Klingt weiträumig und lebendig
- Sorgfältig verarbeitet
Nachteile
- Recht grobes Design für diese Preisklasse
- Einstellungen teilweise im Inneren versteckt
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Dass Norbert Lehmann ausgerechnet sein preiswertestes Phono-Vorverstärker-Modell „Statement“ nennt, ist zunächst überraschend. Aber einen wirklich guten Phono-Vorverstärker komplett in Deutschland zu bauen und dabei preislich auf dem Boden zu bleiben, ist tatsächlich eine größere Herausforderung, als mit unbegrenztem Budget audiophile Lorbeeren zu ernten. Richtig billig ist der MM- und MC-fähige Lehmanaudio Black Cube Statement nicht. Aber günstig genug, dass ihn praktisch jeder ernsthafte Analogfan bedenkenlos in die engere Auswahl nehmen kann.
Und offenbar gut genug, um beim Tonabnehmer-Riesen Ortofon gleich dutzendfach zum Einsatz zu kommen: In der Fertigung und Endkontrolle setzen die Dänen den deutschen Preamp als Abhörwerkzeug ein. Umso gespannter waren wir auf das Klang-Statement des Lehmann in unserem Hörraum. Mittlerweile durften wir übrigens bereits den Lehmannaudio Black Cube II im Testlabor willkommen heißen.
HiFi-Regler hat den Black Cube Statement im Angebot:
Lehmannaudio Black Cube Statement im Hörtest: Von allem gut und reichlich
“Das ist nicht deren Ernst!” Solche Gedanken, sinngemäß, gehen dir durch den Kopf, wenn du nach einem ordentlichen, aber preiswerten Phono-Vorverstärker wie dem Rega Fono Mini A2D MK2 die ersten Takte auf dem Lehmann hörst. Jedenfalls ging und geht es uns so, als wir vor unserem Plattenspieler saßen. Auch nach Hunderten von Tests hat das Überraschungsmoment richtig guter Phono-Preamp nicht an Kraft verloren. Zu diesen gehört der kleine Lehmannaudio Black Cube Statement auf jeden Fall. Eine seiner Stärken ist der großzügige, weite Raum, den gute Spieler durch ihn vor dem Hörer zeichnen. Etwa mit der B-Seite von First Two Pages Of Frankenstein, dem neuen Album von The National.
Your Mind Is Not Your Friend kann über einfachere Phonostufen etwas undurchsichtig klingen. Vor allem im Refrain drohen die Stimmen von Matt Berninger und Gastsängerin Phoebe Bridgers hinter Hall- und Orchesterschwaden zu verschwimmen. Dass dafür weder Produktion noch Pressung etwas können, wird nach dem Wechsel klar: Der Statement lässt das Studio links und rechts ein paar Meter in die Breite wachsen, beleuchtet die Instrumente heller und kontrastreicher und verhilft dem Gesangsduo zu zarter Präsenz. Dass da noch so viel ungenutzte Information drinsteckt, hätte man vorher definitiv nicht erwartet.
Schön breitbandig, aber nicht übertrieben feingeistig
Auf der National-Platte hat der Toningenieur den Bass eher dezent integriert. Bei Mount Everest von Labrinths zweitem Album Imagination & The Misfit Kid wackeln dagegen bei korrekter Abhörlautstärke die Wände. Mit Bass ist der Black Cube Statement großzügig gesegnet. Sowohl Tiefgang als auch Druck sind voll da und tragen zu dem erwachsenen, großformatigen Klang des Lehmann bei. Im Hochton lässt der deutsche Preamp ebenfalls nichts anbrennen: Schlagzeugbecken zischen korrekt metallisch, Vocals sind sauber artikuliert und verständlich. Für denselben Preis spielt der Rega Fono MC MK4 noch eine Spur dynamischer, kann dafür aber keine MM-Systeme abtasten.
Nicht alle Hochtonenergie lässt sich eindeutig einem Instrument oder Sänger zuordnen. Gerade wenn viel los ist auf der Aufnahme, entgleitet dem Lehmann der Fokus ein wenig. Das kann die Pro-Ject Phono Box S2 Ultra tatsächlich noch besser: Das österreichische Ausnahmegerät verteilt eindeutigere Klangfarben, setzt Hochtonakzente noch sauberer und pointierter. Der Statement kontert mit weiter Räumlichkeit und Bassdruck, kommt aber klanglich schlussendlich nicht an dem Pro-Ject-Kästchen vorbei. Muss er aber auch nicht: Auf so hohem Niveau ist es doch schön, verschiedene Klangnuancen zur Auswahl zu haben.
Alle von uns getesteten Phono-Vorverstärker findest du übrigens in unserer Bestenliste:
Lehmannaudio Black Cube Statement: Technischer Aufbau und Praxis
Der Lehmannaudio Black Cube Statement ist ein direkter Nachkomme des Black-Cube-Urtyps von 1995 und übernimmt dessen betont pragmatischen Aufbau. Das Gehäuse besteht aus Alublech, dem eine Bitumenmatte im Deckel eventuelles Mitschwingen austreibt. Lehmann zieht Alu vor, weil es anders als Stahlblech nicht magnetisch ist. Hinein ins Gerät geht es durch ein Pärchen Cinchbuchsen, die innen direkt auf die Platine gelötet und durch Aussparungen im Alumantel zugänglich sind.
Die Ausgangsbuchsen sitzen in gleicher Manier auf der gegenüberliegenden Seite. Diese Anordnung macht eine dekorative Aufstellung des Statement praktisch unmöglich, entspricht aber konsequent dem Signalfluss im Gerät und minimiert interne Leiterbahnlängen. Die Verstärkungsgeschäfte erledigen im Black Cube Statement zwei Operationsverstärker gehobener Qualität aus dem Hause Burr-Brown: Ein OPA2228 bläst die ankommenden Signalspannungen tüchtig auf, dann folgt ein passives Filternetzwerk für die RIAA-Entzerrung und schließlich ein OPA2134 als Ausgangsstufe.
Die Versorgungsspannung von 24 Volt stammt aus einem Steckernetzteil der deutschen Marke Friwo. Das arbeitet für sich genommen schon deutlich sauberer als die sonst üblichen No-Name-Umspanner. Was den Black Cube Statement aber nicht daran hindert, den Strom intern noch mal ausgiebig zu filtern, zu puffern und zu regeln.
Interessante Einstelloptionen
Am Geräteboden erhältst du Zugang zu zwei DIP-Schalterreihen. Hier wechselst du den Verstärkungsfaktor zwischen MM (41dB) und MC (61dB) schaltest zu deinem MC passende Lastwiderstände zu: 100 und 1000 Ohm stehen fix zur Auswahl, ein weiterer Schalter aktiviert einen Wunschwiderstand, der intern frei bestückt werden kann. Weißt du also schon, dass dein MC mit beispielsweise 470 Ohm optimal tönt, kannst du diesen Wert bei der Bestellung angeben. Lehmann legt dann die passenden Metallfilmwiderstände kostenlos bei.
Im Inneren gibt es noch weitere Optionen. Dafür schraubst du mit dem mitgelieferten Inbusschlüssel einfach kurz den Gerätedeckel ab. Auf Höhe des zweiten OP-Amps findest du drei Jumper-Steckplätze namens DC, Gain und Bass. Und die machen auch genau das: Bass aktiviert ein Subsonicfilter, Gainreduziert die Verstärkung um 10dB. Du erhältst zusammen mit dem externen Gainschalter also vier Verstärkungsfaktoren: 31, 41, 51 und 61 dB. Damit bist du auch für Grenzfälle, etwa High-Output-MCs oder extrem laute DJ-MMs, bestens gerüstet.
Fehlt nochDC: Damit umgehst du die dicken WIMA-Folienkondensatoren am Ausgang des Preamps und verbindest somit den OPA2134 direkt mit den Ausgangsbuchsen. Das kann klangliche Vorteile bringen, sollte aber nur mit Bedacht genutzt werden. Denn ohne die Koppelkondensatoren kann der Statement potenziell auch Gleichstrom abgeben, was in Kombination mit ebenfalls DC-durchlässigen Verstärkern den Lautsprechern gefährlich werden kann.
Fazit Lehmannaudio Black Cube Statement
Als puristischer, kompetenter Phono-Preamp hat der Black Cube Statement schon fast Kultstatus. Er ist flexibel anpassbar – auch wenn du ihn für einige Einstellungen aufschrauben musst – und klingt sehr offen, räumlich und breitbandig. Unschlagbar günstig ist er zwar nicht, aber für Top-Klang Made in Germany ist der Preis absolut gerechtfertigt.
Hier geht’s direkt zum Angebot des Black Cube Statement:
Technische Daten | |
Eingänge | 1x Cinch MM/MC |
Audio-Ausgänge | 1x Cinch |
Eingangskapazität | 100 pF |
Abschlusswiderstände | 100 Ohm, 1.000 Ohm und 1x bei Bestellung frei Wählbar |
Abmessungen (BxHxT) | 103 x 50 x 108 mm |
Gewicht | 0,3 kg |
Gehäuse-Ausführungen | Schwarz |
Preis | 399 Euro |
Keine Lust auf externen Phono-Vorverstärker? Viele der von uns getesteten Plattenspieler haben bereits einen Vorverstärker eingebaut:
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Weiterführende Links:
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