Der Lehmannaudio Linear D MKII ist ein formidabler Vorverstärker mit DAC und eignet sich auch als highendiger Kopfhörerverstärker. Die transparente und absolut rauschfreie Wiedergabe begeistert. Die karge Ausstattung ist hingegen eher für Puristen.
Vorteile
- Glasklarer und detailreicher Kang
- Faszinierende Transparenz
- Absolut rauschfrei
- Solide Verarbeitung
Nachteile
- Kostspielig
- Kein USB-Eingang
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Der Lehmannaudio Linear D MKII ist ein Kopfhörerverstärker, ein DAC und ein Vorverstärker in einem kompakten Gehäuse. Das 2000-Euro-Kistchen vereint also gleich drei Highend-Komponenten in einem Gerät. Ob der Spitzenklang den Spitzenpreis rechtfertigt, haben wir für dich herausgefunden – und ihn dazu mit guten Kopfhörern und einer ordentlichen Quelle gepaart.
Aktuelle Angebote für den Lehmannaudio Linear D MKII:
Lehmannaudio Linear D MKII im Detail
Der kleine schwarze Kasten bietet kein spektakuläres Design, ist aber dank seiner Proportionen schnell als ein Lehmannaudio-Produkt zu erkennen. Die Verarbeitung ist massiv und sauber. Die Frontplatte gibt es in Schwarz, silbern oder verchromt. Letztere Variante sieht sehr nobel aus. Das Gehäuse bleibt bei allen drei Varianten stets schwarz. Unser Testgerät ruht auf drei üppig dimensionierten Füßen. Allein die Gerätefüße verdienen eine genauere Betrachtung. Wir erspähen direkt Metall, Kork und eine Art Fieberglasmatte im Inneren.
Dabei handelt es sich um eine spezielle Gewebetechnik zur Absorption von kleinsten Resonanzen. Diese Gewebetechnik wurde von keinem Geringeren als Manfred Diestertich erfunden, dem Chefentwickler der renommierten Lautsprecher-Schmiede Audio Physic. Ähnliche Füße bietet man natürlich auch für die eigenen Lautsprecher, wie die Audio Physic Midex an. Hörtipp: Unser Chefredakteur Olaf Adam sprach in seinem Podcast über den perfekten Lautsprecher.
Doch zurück zu Lehmannaudio und dem Linear D MKII, beziehungsweise zu den S3 Gerätefüßen. Drei dieser Absorber zieren die Unterseite des Vorverstärkers. Falls du solche Füße auch gerne für deine anderen HiFi-Komponenten hättest, kannst du sie separat im Fachhandel erstehen. Ein Set mit vier Stück kostet circa 200 Euro.
Massive Verarbeitung
Die dicke Frontplatte aus Aluminium beherbergt einen Lautstärkeregler, zwei Ausgänge für Kopfhörer im Format 6,3-Millimeter-Klinke und eine Power-LED. An der Rückseite sind analoge Ein- und Ausgänge in Form von vergoldeten Cinch-Buchsen vorhanden und eine digitale Eingangssektion, einmal koaxial und einmal optisch. Der optische Ausgang ist mit einem Kunststoffstecker geschützt und nicht, wie üblich, mit einer kleinen und empfindlichen Klappe. Das sind kleine, schöne Details, die für Nachhaltigkeit sprechen.
Auf der Unterseite befinden sich vier Dip-Switches in zwei Blöcken, mit deren Hilfe du den Gain von 0 auf 10 oder 20 Dezibel erhöhen kannst, und zwar getrennt für linken und rechten Kanal. Die Einstellungen für die beiden Kanäle sollten identisch sein. Die etwas unpraktische Lösung, den Gain für die Kanäle getrennt zu regeln, ergibt sich aus dem symmetrischen Aufbau im Inneren des Linear D MKII.
Automatische Quellenwahl
Auf einen Schalter zur Wahl des Eingangs verzichtet der Linear D MKII komplett, er schaltet die Eingänge automatisch um. Priorität hat der optische Eingang, liegt dort kein Signal an, geht es weiter an den digitalen Koax-Eingang. Kommt dort auch nichts an, wechselt der Kopfhörerverstärker auf den analogen Eingang.
An der Vorderseite sind zwei Ausgänge für HiFi-Kopfhörer, die gleichzeitig betrieben werden können. So kannst du zum Beispiel mit einer zweiten Person gleichzeitig die Musik genießen. Dafür sollten aber beide Kopfhörer zumindest über die gleiche Impedanz verfügen oder ihr benutzt – noch besser – das gleiche Modell. Dann gibt es auch keinen Streit. Wir haben uns in unserem Test für einen Sennheiser HD 600 entschieden, ein offenes Modell, das sich mit seiner transparenten und neutralen Wiedergabe hervorragend als Referenz eignet.
In unserer Bestenliste kannst du übrigens direkt auschecken, wie der Linear D MKII im Vergleich zur Konkurrenz abschneidet:
Als Quelle hätten wir gerne ein Apple MacBook Pro verwendet, aber der Linear D MKII verfügt über keinen USB-Eingang. Dafür hat Lehmannaudio einen eigenen, baugleichen Kopfhörerverstärker im Angebot, der dafür dann auf den optischen und koaxialen Eingang verzichtet. So wählten wir statt des MacBooks einen Wiim Pro Plus als Quelle. Dieser soll sogar noch eine Spure besser sein als der von uns bereits getestete WiiM Pro.
Mit dem spielte der Linear D MKII problemlos zusammen. Das Herz des Kopfhörerverstärkers ist ein ESS Sabre K2M. Er verarbeitet HiRes-Signale bis 192 kHz bei 24 Bit. Dieser DAC-Chip ist das einzige Bauteil mit integrierten Schaltkreisen. Der Rest des Linear D MKII ist diskret aufgebaut, also mit einzelnen Bauteilen, statt mit ICs.
Lehmannaudio Linear D MKII im Klangtest
Wir starten den Test mit dem Song Lover, You Should’ve Come Over von Jeff Buckley aus dem Album Grace. Was uns besonders auffiel, bevor der Song startete, war die Stille im Kopfhörer. Wäre da auch nur ein Hauch eines Rauschens gewesen, hätte es der Sennheiser HD 600 gnadenlos aufgespürt. Fast hatten wir das Gefühl, der Amp ist nicht an oder der Lautstärkeregler steht auf null.
Aber dann startet doch der Song quasi aus dem Nichts. Das leicht dystopische Intro lässt ahnen, wohin die Reise zumindest klanglich gehen wird. Als dann nach rund 40 Sekunden das Strumming der akustischen Gitarre einsetzt, ist es klar: Der Linear D MKII serviert audiophile Feinkost. Der perlige Klang der Gitarre, der präzise Bass, der plastische Nachhall der zarten Rimshots vom Schlagzeug und letztendlich der gefühlvolle Gesang von Jeff Buckley, das alles stellt die Sennheiser-Lehmann-Kombi mit einer enormen Leichtigkeit und Souveränität in den Raum.
Oder kurz gesagt: Es macht unheimlich Spaß, der Musik zu lauschen. Dabei verzichtet sowohl der Lehmann-Amp als auch die Kopfhörer von Sennheiser auf jede Form von Effekthascherei, sondern die beiden reproduzieren sauber jedes Detail, ohne dabei analytisch zu wirken.
Mit aktiven Lautsprechern
Wenn du den Linear D MKII als klassische Vorstufe nutzen möchtest, benötigst du entweder einen Endverstärker oder aktive Lautsprecher. Wir haben das mit zwei ESI Unik 5 probiert. Diese Nahfeldmonitore verfügen über feine Bändchen-Hochtöner und jeweils eine eigene Endstufe mit 85 Watt maximaler Leistung. Über den Wiim Pro Plus füttern wir den Lehmannaudio mit deftiger Kost: Copperhead Road von Steve Earle. Auch wenn uns die Aufnahme „nur“ in CD-Qualität vorliegt, ist die Wiedergabe mitreißend.
Das hat Überzeugungskraft und Charme zugleich. Der Punch der Kickdrum ist präzise und tief. Der Stimme von Steve Earle verleiht der Lehmannaudio viel Tiefe, überhaupt ist die räumliche Staffelung faszinierend. Dem Linear D MKII zuzuhören macht einfach Spaß, und das über Stunden. Da mussten wir aufpassen, dass die Arbeit nicht zu kurz kommt.
Mit analogen Quellen
Du kannst an den Linear D MKII auch analoge Quellen wie einen Plattenspieler anschließen. Entweder benutzt du einen Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker oder einen externen Phono-Vorverstärker. In unserem Fall ist es eine Phono Box Ultra S2 Ultra von Pro-Ject. Diese schließen wir per Cinch-Kabel an dem Lehmann an. An der Phono Box hängt eine Transrotor Max Nero mit einem Ortofon The Concorde Century.
Die Kombination funktioniert prächtig, allerdings müssen wir an dieser Stelle eine kleine Warnung aussprechen: Auch die unerwünschten Töne wie das Laufgeräusch der Nadel in der Rille, das Knistern und Knacken, all das wirst du mit dem Kopfhörer und dem Lehmann-Amp viel deutlicher wahrnehmen als mit einer herkömmlichen Anlage. Wenn man über diesen systembedingten Makel hinwegsieht, bleibt ein formidabler Analogklang.
Wir haben das mit dem legendären Album Wish You Were Here von Pink Floyd getestet. Wir haben die Platte vorher gründlich gereinigt, trotzdem läuft sie nicht ganz geräuschfrei. Aber es klingt wirklich toll und du wirst erstaunt sein, wie viele musikalische Informationen in der kleinen Rille stecken. Du kannst den Linear D auch mit einem hauseigenem Phono-Vorverstärker kombinieren, etwa dem Lehmannaudio Black Cube Statement.
Linear D und Linear D MKII: Was macht der Nachfolger besser?
Rein äußerlich unterscheiden sich der Linear D und sein Nachfolger gar nicht. Der Unterschied ist im Inneren zu finden, aber auch dort ähneln sich die Platinen der beiden Geräte auf den ersten Blick sehr. Auf den zweiten Blick entdecken wir andere Bauteile in Form von zwei großen Glimmerkondensatoren und zwei Mundorf Kondensatoren. Auf der Unterseite sind die Leiterbahnen aus Kupfer sechsmal dicker ausgeführt als beim Vorgänger. Das reduziert den elektrischen Widerstand und soll den Klang verbessern. Wer bereits in Linear D sein Eigen nennt, kann diesen bei Lehmannaudio auf die MKII-Version aufrüsten lassen.
Unser Testfazit zum Lehmannaudio Linear D MKII
2.000 Euro für ein schlichtes, schwarzes Kästchen? Das wirkt vielleicht auf den ersten Blick abschreckend. Aber dafür bekommst du einen DAC, einen Kopfhörerverstärker und einen Vorverstärker, die zusammen auf einem sehr hohen Niveau spielen. In Kombination mit dem richtigen Kopfhörer wird der Linear D MKII deine Eintrittskarte in audiophile Welten, wie du sie sicher vorher noch nicht erlebt hast. Der Klang hat Suchtpotenzial. Aber auch in Verbindung mit hochwertigen Aktivboxen macht der Linear D MKII als Vorverstärker eine prima Figur. Einzig einen USB-Eingang für den Anschluss ans Notebook hätten wir uns zusätzlich gewünscht.
Aktuelle Angebote für den Lehmannaudio Linear D MKII:
Technische Daten | |
D/A-Wandlung PCM | 192 kHz / 24 Bit |
D/A-Wandlung DSD | – |
Kopfhörer-Verstärker | Ja |
Akku | – |
Eingänge | Koax, Optisch, Cinch |
Ausgänge | Cinch |
Kopfhörer-Anschluss | 6,3-mm-Klinke |
Display | – |
Abmessungen (BxHxT) | 111 x 44 x 280 mm |
Gewicht | 1,2 kg |
Preis | 1.999 Euro |
Du willst die besten DACs auf einen Blick sehen? Dann schau dir unsere Bestenliste der besten D/A-Wandler an, die wir bisher getestet haben:
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Weiterführende Links:
- SPL Director Mk2 im Test: Vorverstärker und DAC in Studioqualität
- Was ist ein Kopfhörerverstärker und was bringt er?